Die Geschichte der Pergola

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Die Geschichte der Pergola

Die Geschichte der Pergola

"Am Kopfende wird eine Rundbank aus weißem Marmor von einem Weinstock beschattet, den vier carystische (berühmter Marmor aus der griechischen Stadt Carystus, heutiges Karystos) Säulchen stützen. Unter der Rundbank heraus, als würde es durch das Gewicht der darauf Liegenden herausgedrückt, fließt Wasser in Röhrchen; es fällt in eine Steinmulde, sammelt sich in einer zierlichen Marmorschale und wird auf geheimnisvolle Weise so reguliert, daß es die Schale füllt, aber nicht überläuft." (Plin. ep. 5, 6, 36; Übers. von Helmut Kasten).

So beschreibt der römische Senator und Schriftsteller Plinius der Jüngere (61/62-113/115 n. Chr.) bereits im 2. Jahrhundert n. Chr. eine Pergola, die Teil seines Landsitzes in Tuscien (Etrurien, größtenteils die heutige Region der Toskana umfassend) gewesen war. Diese realisierte sich als Weinstock, der von vier marmornen kleinen Säulchen gestützt wurde. Damit sind schon hier die wesentlichen Bestandteile der Pergola genannt, die bis heute gleichgeblieben sind. Denn eine Pergola bezeichnet eine freistehende Dachkonstruktion mitsamt Stützsäulen, im Garten oder auf der Terrasse befindlich, die zur Zierde und zum Sonnenschutz genutzt wird.

Das italienische Wort Pergola stammt ebenfalls aus dem Lateinischen, nämlich pergula. Dies bedeutet "Vorbau". In der Antike wurde die Pergola überdies für den Weinbau genutzt, wie die oben genannte Stelle von Plinius bereits erahnen lässt. Erste bildliche Darstellungen dieses universal nutzbaren, außenliegenden Sonnenschutzes kamen aber bereits lange vor Plinius auf.
So ist beispielsweise eine Abbildung aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. bekannt, die sich im berühmten Nilmosaik (auch bekannt als Barberinisches Mosaik) aus dem in der Nähe von Rom befindlichen antiken Praeneste, dem heutigen Palestrina, befindet. Diese Fußbodenmosaik beinhaltet einer der schönsten antiken Darstellungen einer Nillandschaft. Auch hier findet sich eine rundgewölbte Pergola aus Holz, um die sich Weinranken schlängeln. Sie bieten Schutz vor der Sonne für die ausgelassenen Musikanten (Abbildung 1).
Nilmosaik aus Palestrina
Abbildung 1: Nilmosaik aus Palestrina. Museo Nazionale Palestrina, Italien. (aus: Bernard Andreae: Antike Bildmosaiken, Mainz 2003, S. 78; online unter: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Nile_Mosaic.jpg; das hier abgebildete Fragement befindet isch im Original in Berlin: Pergamonmuseum, Inv. Mos. 3)
Schloss Villandry
Abbildung 2: Schloss Villandry von Süden gesehen (Creative Commons Attribution 2.0 Generic, online unter: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:SchlossVillandryGarten08.jpg)

Die hölzernen Pergolen der Antike wurde in der Renaissance – die allgemein als Wiederentdeckung der Antike gilt – aus dem Schatten der Vergangenheit geholt. Vor allem für aristokratische Gärten im strengen französischen Stil wurden die Pergolen als Zierde und Sonnenschutz beim Flanieren durch den Garten genutzt. En prägnantes Beispiel findet sich im französischen Château de Villandry. Dies ist eines der letzten Schlösser, die in der Schlosslandschaft der Loire im Renaissancestil erbaut wurde. Château und Gartenanlage wurden 1536 fertigstellt; neben stringent und formstreng angelegten Hecken findet sich auch zwei langgestreckte Pergolen, die an den Ufern des Kanals parallel entlanglaufen (Abbildung 2).

Im 19. Jahrhundert wurden in den aus England kommenden Stil der Viktorianischen Gärten (Viktorianisch bezeichnet die Herrschaft der Königin Victoria von England 1837-1901) die Pergolen aus Gusseisen hergestellt und teils mit Glas überdacht. Damit ähnelten diese Pergolen mehr heutigen Wintergärten als ihren klassischen Vorgängern. Die Verbindung der Industrialisierung, Mechanisierung und Moderne wurde hier realisiert.

Ab dem 20. Jahrhundert bis in unsere heutige Zeit lässt sich unter dem Eindruck der avantgardistischen Architektur ein Wandel zu einer zunehmenden minimalistischen und feingliederigen ästhetischen Gestaltung feststellen. Neue Materialen wie stranggepresstes Aluminium werden verwendet. Die Effektivität der Funktion als Sonnenschutz steht nun ebenfalls bei der Gestaltung der Pergolen mehr im Mittelpunkt. So werden diese seit kurzer Zeit zuweilen auch mit elektrisch steuerbaren Lamellen versehen. Zudem kann eine Pergola mit einer Markise kombiniert werden, womit ein eigenes Sonnenschutzsystem kreiert wird – die Pergola Markise.
Während die Pergolen eigentlich freistehende Konstruktionen bezeichnen, sind Markisen hingegen Verschattungssysteme, die an der Häuserfassade montiert werden und mit einem über Gelenkarme realisierten, ein-und ausfahrbaren textilen Gewebe bespannt sind. Eine Pergola Markise kombiniert nun diese beiden Konstruktionen und stellt damit ein außenliegendes Sonnenschutzsystem dar, dessen zwei Stützsäulen die seitlichen Führungsschienen eines steuerbaren Markisenstoffs stabilisiert. Der Name Pergola wird zumeist heute durch den Namen "Terrassenüberdachung" ersetzt, wenn sich die Pergola auf einer Terrasse befindet und an der Hauswand befestigt ist. Doch es bleibt dabei: Die Pergola ist also ein zeitloser, ästhetischer Sonnenschutz.

Christopher Decker, M.A.
(Akademischer Mitarbeiter am Seminar für Alte Geschichte und Epigraphik der Universität Heidelberg)

Quelle Titelbild: Spettmann (Bild mithilfe von KI erstellt (ChatGPT/DALL•E, 2025).)

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