Eleganz und Tradition – Die Geschichte des Plissees

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Die Geschichte des Plissees

Die Geschichte des Plissees

Plissees werden in der heutigen Zeit insbesondere mit dem Sonnenschutz in Verbindung gebracht. Als innenliegendes Verschattungssystem sind sie per Hand oder elektronisch leicht zu steuern und bieten einen optimalen Sicht- sowie Blendschutz. Überdies können Sie mit vielfältigen Farben bedruckt werden und damit zur Verschönerung des Interieurs beitragen. Ebenso gibt es auch das Wabenplissee, das dank seiner höheren Dichte dazu beiträgt, den Raum vor einer Überhitzung zu bewahren oder im Winter die Wärme davon abhält, aus dem Inneren zu gelangen. Doch ist der faltenwerfende Plisseestoff keine Erfindung der Neuzeit und der Sonnenschutzbranche.

Szene vom Thron des Tutanchamun
Szene vom Thron des Tutanchamun,
Ägyptisches Museum Kairo,
Kairo, Ägypten, Inv.-Nr. JE 62028
(Quelle: https://www.bildindex.de/document/obj20016385)
Bereits seit dem Altertum gibt es bildliche Zeugnisse von Plisseestoffen. Die frühsten Belege reichen bis in die Zeit des Alten Ägyptens, wo am Ornat von Pharaonen, Plisseestoffe zu finden sind. So ist auf dem goldenen Thron des Tutanchamun aus dem zweiten vorchristlichen Jahrtausend, der als Beigabe in seiner Grabkammer gefunden wurde, eine Szene zu erkennen, auf der der junge Pharao mit einem eleganten Plissee-Rock bekleidet mit seiner Frau Anchesenpaaton spricht.
Schutzflehende Barberini
„Schutzflehende Barberini“,
Musée du Louvre,
Paris, Frankreich, Inv.-Nr. 3433
(Quelle: https://arachne.dainst.org/entity/1074656?fl=20&q=connectedEntities:1240787&resultIndex=23)

Auch in der späteren griechisch-römischen Antike verliert der Plisseestoff nichts von seiner Noblesse. Aus der Kunst haben sich hierzu zahlreiche Beispiele erhalten. Beispielsweise zeigt die Gewandstatue einer jungen Frau, die sog. Kore Albani, einen langen Chiton (griechischer Mantel) aus Plisseestoff. Das Original stammt aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. Es ist bis heute durch eine römische Kopie aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. erhalten geblieben.

Ein weiteres Beispiel findet sich an der Rundplastik der sog. Schutzflehenden Barberini, die ursprünglich ein berühmtes griechisches Kunstwerk dargestellt hat und in römischer Zeit mehrfach nachgebildet wurde.

Szene vom Thron des Tutanchamun
Elisabeth I. von England,
1575-1580, verm. von Nicholas Hilliard,
Kunsthistorisches Museum Wien,
Wien, Österreich, Inv.-Nr. 3347
(Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Nicholas_Hilliard_(possibly)_Queen_Elizabeth_I.jpg)
Die ästhetische Wirkung von Plisseestoffen zeigt also Kontinuität und so nimmt es nicht wunder, dass dieser Stoff immer wieder in der Geschichte Verwendung fand.
Bekannt sind ebenfalls der sog. Stuartkragen oder Medicikragen, welcher eine modische Erscheinung im 16. und 17. Jahrhundert für Damen war.
Eine der beliebtesten Ausführungen war die plissierte Form des Kragens. Elisabeth I. von England (1533-1603) wurde oft damit dargestellt.

Erst Ende des 19. Jahrhunderts gelang es in den USA mit der Entwicklung von Plissiermaschinen die Herstellung der charakteristischen Falten des Plissees. Jedoch war die Produktion noch immer recht umständlich und teuer. Erst durch die Erfindung des synthetischen Stoffes Polyamid in den 1930er Jahren gelang es, Stoffe maschinell und kostengünstig zu plissieren. Dadurch verloren Plisseestoffe von ihrer Exklusivität und waren nun für eine breitere Masse zugänglich. Insbesondere profitierte davon die Modeindustrie. Nun waren die Plisseestoffe nicht mehr allein für eine relativ kleine soziale Elite erhältlich und konnten auch größere Kollektionen von Kleidungsstücken versehen. So sind Plisseestoffe bis heute aus der Modewelt nicht mehr wegzudenken.
Im Jahr 1984 erschien schließlich durch die Firma Cosiflor der erste plissierte Sonnenschutz für den europäischen Markt. Plissees haben sich in der Folge als wahre Säulen des Sonnenschutzes bewährt und bezeugen bis heute, dass die Tradition des Plissees nichts von ihrer früheren Eleganz verloren hat.

Quellen:
A, Bongioanni – M. S. Croce (Hgg.), Ägyptisches Museum Kairo (National Geographic Art Guide), Hamburg 2002
G. Lippold, Die griechische Plastik (Handbuch der Archäologie; 3 / Handbuch der Altertumswissenschaft; 6, 3), München 1950.
W. Helbig, Führer durch die öffentlichen Sammlungen klassischer Altertümer in Rom, Band 4. Die staatlichen Sammlungen, Tübingen 41972.

Christopher Decker, M.A. (Akademischer Mitarbeiter am Seminar für Alte Geschichte und Epigraphik der Universität Heidelberg)

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